St. Martins-Umzug der etwas anderen Art – veranstaltet von der Initiative Waldorfschule Eifel e.V.
Am Abend vor dem offiziellen Gedenktag des heiligen Sankt Martin von Tours lud die Gründungsinitiative einer Waldorfschule in Mayen die Familien der zukünftigen Schulkinder sowie ihre Mitglieder, Freunde und Förderer zum St. Martins-Umzug ein. Die Veranstalter waren überwältigt von der großen Resonanz im Vorfeld und den vielen Kindern und Erwachsenen, die dieser Einladung folgten. Um 18:00 Uhr versammelten sich die die Erwachsenen und Kindern mit ihren Laternen rund um ein liebevoll dekoriertes Martinslicht. Es war bereits stockfinster und man blickte von oben auf die Stadt mit der erleuchteten Genovevaburg in ihrer Mitte.
Frauke Beckers, die zukünftige Erstklasslehrerin an der Freien Waldorfschule Mayen, empfang jedes Kind einzeln am Martinslicht und entzündete, begleitet von einer gesungenen Melodie, die Kerzen ihrer selbst gebastelten Laternchen. Mit einem Flötenstück ermunterte Frauke Beckers die Gemeinschaft zum Singen, bevor Matthias Meiling den gebannt lauschenden Kindern die Legende vom Heiligen Sankt Martin sprachgewandt vortrug. Im Anschluss stimmten alle gemeinsam das Lied von Sankt Martin an. Während des Gesangs trat ein in mittelalterliche Gewänder gekleideter Mann, in der einen Hand eine Hellebarde und in der anderen eine große Laterne haltend, in ihre Mitte und sich stellte sich als der Nachtwächter der französischen Stadt Amiens vor, vor deren Tor und zu dessen Wache sich einst die beschriebene Legende zugetragen hatte.
Er lud die inzwischen knapp 100 versammelten Menschen ein, ihm mit ihren Lichtern zu folgen, um zu Ehren des heiligen Sankt Martins Lieder zu singen und ein Feuer zu entzünden. So setzte sich der lange Tross teils fröhlich singend, teils bedächtig lauschend und nur von leuchtenden Laternen begleitet in Bewegung. Der abwechslungsreiche Zugweg führte die meiste Zeit durch ein dunkles Waldstück und zuletzt durch eine Wohnsiedlung. An einem Wendepunkt wurde das Lied „Am Himmelszelt die Sternchen“ angestimmt und die Erwachsenen bildeten ein singendes Spalier, durch das die vom Nachtwächter angeführte Kinderschar hindurch schritt und im Anschluss den Zug anführte. Zwischendurch ging es durch einen engen Tunnel, an dessen Wänden und Decken das geheimnisvolle Flackern der Lichter besonders von den jüngeren Kindern ehrfurchtsvoll bestaunt wurde. Die älteren Kinder durften auf dem letzten Abschnitt dann abwechselnd eine Fackel tragen, mit der im Anschluss das Martinsfeuer entzündet wurde.
Das Martinsfeuer loderte an der Stelle, an der im nächsten Sommer die Klassenräume der zukünftigen Schule stehen werden. Es gab über dem Feuer erhitzten Früchtepunsch und Martinswecken, die ganz im Zeichen Sankt Martins miteinander geteilt wurden. Zum Abschluss dieses Martinsumzuges der leisen und verbindenden Töne wurden die Gäste mit dem Lied „Der Mond ist aufgegangen“ in die Stille der Nacht entlassen. Christine Seier-Balk, Mutter der fünfjährigen Nena und des noch nicht einjährigen Quinn, bezeichnete das erlebte Fest als „magisch“ und „erdend“ und sich selbst als „dankbar“ und „stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein“. Sie habe an diesem Abend viele Gänsehautmomente gehabt, so ihr Resümee, dem einige andere Eltern zustimmten.